Bericht zur Supervision von SelbsthilfegruppenleiterInnen/StellvertreterInnen in

 

Göttingen, 28.Mai 2016 Hotel Freizeit In, Göttingen

 

Anreisetag 27.05.2016

 

Am Freitag, den 27.05.2016 konnten sich statt der geplanten 10 Teilnehmerinnen,die 4 Teilnehmerinnen der SHG Schwalbach zur Supervision in Göttingen per Bahn auf den Weg machen.

 

Die SHG Schwalbach hat aktuell 231 Mitglieder.128 aus der Region, alle weiteren Mitglieder, welche ja via Internet, auf postalischem Weg und per Telefon beraten und betreut werden, sind in ganz Deutschland (auch in Luxemburg/Frankreich/England) wohnhaft.

 

Ein Gruppenmitglied wohnt in Friedland nahe Göttingen.

Hier konnte im Vorfeld ein persönliches Treffen vereinbart werden.

Nach der Ankunft im Hotel und einer kurzen Pause, nutzte Frau Schmidt die Zeit zu diesem Treffen mit dem Gruppenmitglied.

Geplant waren 1-2 Stunden. Aufgrund der vielen offenen Fragen und dem Mangel an Informationen in der ländlichen Region um Göttingen, zog sich das Gespräch/Beratung bis in die Abendstunden.

 

 

28.05.2016 Tag der Supervision

20 engagierte Damen aus allen Teilen Deutschlands, hatten sich zu dieser Tagung angemeldet.

Jede Teilnehmerin erhielt bei der Anmeldung ein Namensschild.

Bei dem morgendlichen get together wurde man schnell miteinander bekannt,

So konnte bereits zu Beginn der Veranstaltung eine lockere Gesprächsrunde hergestellt werden.

 

Begrüßung

Ein herzliches Willkommen zur ersten bundesweiten Supervision für SelbsthilfegruppenleiterInnen.

Heute geht es um Sie. Um Ihre Situation, Ihre Belastungen und letztendlich um Ihre Gesundheit.

 

Erster Teil der Supervision

Im ersten Teil der Veranstaltung folgte nach der Begrüßung durch Frau Kornelia Schmidt und Vorstellung von Frau Karin Klemme, eine angeregte Gesprächsrunde zu allgemeinen Themen, welche die Gruppenleiterinnen sehr belasten.

 

Hier wurden folgende Punkte erarbeitet.

Umgang mit Gruppenmitglieder, welche durch ständiges Jammern die anderen Teilnehmer immer wieder in der Krankheit bestärken, welche dadurch depressive Verhaltensweisen aufzeigen.

Mangel an Informationen und Erfahrungsaustausch

Mangel an Unterstützung durch behandelnde Mediziner und Krankenkassen

Inakzeptanz und Diskriminierung der Erkrankten

Fehlende Anregungen zur Gruppenführung und Themen welche bei den Gruppenmitglieder ein besonderes Interesse wecken.

Zum Beispiel einfache und wirksame physiotherapeutische Therapien versus Medikamentenabhängigkeit bei Gruppenmitgliedern – wie gehe ich damit um ?

Wie verhalte ich mich bei Neumitgliedern, welche nur Informationen zur Schwerbehinderung oder Rente haben möchten?

Fehlende Hinweise zu Selbsthilfegruppen

und vieles mehr.

 

Als zweites Thema wurde schon im Vorfeld der Veranstaltung immer wieder die Anfrage nach einem Vortrag zur Placebotherapie bei Schmerzen nachgefragt.

Herr Prof. Dr. med. Frank Petzke, Leiter der Schmerzambulanz der Universitätsmedizin des Uniklinikums Göttingen übernahm diese Aufgabe sehr gerne.

Herr Prof. Petzke war schon eine Stunde vor der vereinbarten Zeit vor Ort und nahm sehr rege an der Diskussionsrunde zu den Belastungen der Teilnehmerinnen teil.

Das Honorar für den Vortrag von Herrn Prof. Dr. Petzke, geht auf seinen Wunsch hin, an die Palliativmedizin des Uniklinikums.

Mit dem Thema - Placebo versus Nocebo - in der Schmerztherapie von Fibromyalgie Betroffenen und chronischen Schmerzpatienten, konnten die Teilnehmerinnen gute und verständliche Erkenntnisse erfahren.

Der so komplexe und interessante Vortrag fand extrem viel Anklang, sodass die anschließende Diskussion in der Mittagspause fortgesetzt wurde.

Vielen herzlichen Dank an Herrn Prof. Dr. Petzke für sein Engagement.

 

Zweiter Teil der Supervision

Nach der Mittagspause konnte dann der zweite Teil der Supervision angesprochen werden.

 

Die eigentliche Überlastung von SelbsthilfegruppenleiterInnen“.

Auch hierbei gab es angeregte Diskussionen und einen umfassenden Austausch unter den Teilnehmerinnen zu den Themen:

Anregungen zur Gruppenführung

Themen welche die Gruppenleiterinnen besonderes belasten.

Nach so einem Treffen bin ich selbst „fix und fertig“

Ich kann mich oft nicht abgrenzen und nehme die Probleme einzelner Gruppenmitglieder mit in meinen Alltag

Habe ich selbst ein Helfersyndrom – ich kann nicht mehr NEIN sagen?

Meine Gruppenmitglieder sind so inaktiv und die Motivation fällt so schwer

Ich opfere meine Zeit und keiner kommt, es gibt keine Rückmeldungen

Wir führen oft stundenlange Beratungsgespräche und die Mediziner rechnen diese ab

Telefonberatung kann ich gar nicht mehr machen – die Anrufer sind oft sehr fordernd oder wollen sich nur einmal aussprechen

Der Papierkram zu den Antragstellungen ist mir teilweise unverständlich und es ist einfach zu viel für mich

Ich finde keine aktiven Gruppenmitglieder die sich einbringen möchten

Mir fehlt insgesamt eine Unterstützung

Ich benötige Fort- und Weiterbildung zu meiner Gruppenführung

Es fehlen psychologische Betreuungen, Unterstützungs- und Schulungsprogramme und vieles mehr.

 

Das sind nur einige Themen die kurz angesprochen wurden.

Die Zeit war einfach zu knapp bemessen um alle Themen zu diskutieren.

Man merkte den Teilnehmerinnen an, dass die Überforderung oft an die eigene Substanz geht, schließlich leiden ja auch die Führungskräfte unter dieser Erkrankung, auch wenn man immer perfekt sein möchte.

Gegen 15.00 Uhr konnte man den Teilnehmerinnen die ersten Anzeichen von Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Erschöpfung anmerken.

 

Heilströmen

Um den Teilnehmerinnen auch eine kleine Auszeit anzubieten, wurde am Nachmittag

Frau Gudrun Weber, Heilpraktikerin und TCM Therapeutin erwartet.

Frau Weber hat in ihrer alltäglichen Praxis viele Schmerzpatienten zur Behandlung.

Sie konnte die Teilnehmerinnen, mit einem kleinen Vortrag und vielen Übungen rund um das Thema Heilströmen, in eine gute Balance bringen.

 

Ende der Veranstaltung war dann um 16.30 Uhr

29.05.2016 Abreisetag

 

Feedback

SelbsthilfegruppenleiterInnen haben eines gemeinsam:

Trotz großer zeitlicher Belastung durch Leitungsfunktionen, Beruf und Familie merkt man den Leiterinnen stets die Konzentriertheit und das Herzblut an, mit denen sie ihre Projekte bearbeiten.

 

Oft zu hören war der Satz:

"Ich bin Multitasking durchaus gewohnt", es bedeutet mir sehr viel, denn es lässt einerseits erkennen, dass meine Tätigkeiten von der Gesellschaft wahrgenommen und gewürdigt werden und andererseits habe ich dadurch die Gelegenheit mich auch auf anderen Ebenen einzubringen, etwa bei den Aktivitäten der Gruppe, bei den Entscheidungen über die Gruppenführung und Erstellung vieler Projekte.

Im Gegensatz zu der landläufigen Meinung, dass eine solche Tätigkeit alle anderen Aktivitäten lahmlegt, habe ich festgestellt, dass die Zeit meiner Gruppenleitung dafür gesorgt hat, den Betrieb in meiner Arbeitsgruppe umzuorganisieren, mehr zu delegieren und dadurch konzentrierter auf die Dinge zu sein, die wirklich nur von mir selbst durchgeführt werden können. Dadurch bin ich eher effizienter geworden.

 

Zuletzt sei erwähnt, dass meine persönliche Situation dazu führt, dass ich 'Multitasking' durchaus gewohnt bin.

 

"Es wäre schön, wenn wir mehr wären".

 

Es war für die Teilnehmerinnen ein sehr informativer, anstrengender aber auch erfolgreicher Tag.

Eine weitere Supervision sollte aber mindestens 2 Tage umfassen und auf gezielte und vielleicht spezielle Themen eingehen, damit eine ausführliche Diskussion stattfinden kann.

Anregungen der Teilnehmerinnen:

Perfekt wäre die Erstellung eines Disease Management Programms für Schmerzbetroffene.

Ausgenommen sind hiervon selbstverständlich Patienten, welche unter schwersten Krankheitsbildern, wie z.B. unheilbaren Krebserkrankungen oder Polyneuropathien leiden.

Zeit begrenzte Medikation, besonders ausreichende physikalische Therapien und Nutzung von Bewegungsprogrammen, Langzeitverordnungen von Funktions- und Rehasport,etc.

Hier könnten die Krankenkassen bei den Betroffenen viel erreichen.

Die Patienten würden eine „Anregung zur Aktivität finden“, sprich – man würde sie bewusst in Bewegung bringen, unnötige und teure Medikationen mit vielen Nebenwirkungen würden wegfallen und die Krankenkassen könnten viele Gelder einsparen.

Bericht erstellt am 13.06.2016

Kornelia Schmidt

Fibromyalgie SHG Schwalbach-Saar

Fibromyalgie Netzwerk Saarland